Dortmunder Konferenz für Raum- und Planungsforschung (DOKORP 2023)
DOKORP 2023 | 13.-14.02.2023
Die Dortmunder Konferenz Raum- und Planungsforschung wird von der Fakultät Raumplanung der Technischen Universität Dortmund gemeinsam mit der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL) und dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) veranstaltet.
Räumliche Planungen und Entwicklungen tragen lokal und global trotz gegenteiliger Leitbilder zu gesellschaftlichen Prozessen bei, die die Tragfähigkeit des Planeten überschreiten sowie Belastungen und Chancen ungleich verteilen. „Wenn möglich, bitte wenden!“ meint also nicht den Hinweis Ihres Navigationssystems nach einer verpassten Abfahrt, sondern die Aufforderung, diese Richtung konsequent infrage zu stellen sowie Möglichkeiten aufzuzeigen, die notwendigerweise über marginale Richtungskorrekturen hinausgehen. Die Dortmunder Konferenz für Raum- und Planungsforschung 2023 möchte zum Sustainability Turn beitragen und lädt Sie ein, Ihren Beitrag zu diesem Prozess vorzustellen.
Keynotes
Prof. Dr. Antje Bruns Head of Governance and Sustainability Lab, Trier University
Prof. Dr.-Ing. Christian Holz-Rau (seit 1998 Professor für Verkehrswesen und Verkehrsplanung an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund)
Trotz zunehmender Migration und Mobilität spielen das nähere Wohnumfeld bzw. die Nachbarschaft in den alltäglichen Routinen und Praktiken vieler Menschen und sozialer Gruppen eine wichtige – wenngleich sehr unterschiedliche – Rolle. Hier wird das Neben-, Mit- oder Gegeneinander diverser sozialer Gruppen in alltäglichen Praktiken verhandelt. Lokale Netzwerke und die Orte, an denen sich diese bilden und verdichten, spielen eine zentrale Rolle für Zugehörigkeiten, soziales Zusammenleben und demokratische Aushandlungsprozesse – aber auch für Prozesse der sozialen Ausgrenzung und Schließung. In den letzten Jahren sind Quartiere deshalb auch verstärkt in den Fokus handelnder Akteure in Politik, Planung, Wissenschaft und Wirtschaft gerückt – als Orte der sozialen Innovation und als Labore kollaborativer Arbeits- und Lernprozesse im Umgang mit z.B. Diversität, In- und Exklusion, lokaler Ökonomie, sozial-ökologischer Transformation, oder Gemeinwohlorientierung. Im Rahmen des Sustainability Turns interessieren uns insbesondere Praktiken kollektiver Nutzung sowie Modelle für zukunftsweisende, nachhaltige Produktions- und Konsummuster auf Quartiersebene.
Wir wünschen uns frische Perspektiven auf folgende (oder andere) Themen:
- Welche Rolle spielen Infrastrukturen und öffentliche Räume („third places“, „micropublics“ etc.) für soziale Interaktionen?
- Wie verändern sich Quartiere im Rahmen von Aufwertungs- und Gentrifizierungsprozessen?
- Wie verändern kollektive Nutzungsformen (Urban Gardening, kollektive Bau- und Wohnprojekte, gemeinwohlorientierte Sozialunternehmen, Co-Working Spaces, offene Werkstätten) individuelle und kollektive Praktiken in Quartieren?
- Welche Neubewertung erfahren öffentliche Räume und deren Qualität für Nutzer*innen in Zeiten von Corona und danach?
- Welche Rolle spielen Stadtteilfonds oder andere Formate der Partizipation und Stadtteilproduktion für die Quartiersentwicklung?
- Wie verändern sich Zugehörigkeiten, Interaktionen und Vernetzungen im digitalen Zeitalter? Welche Rolle spielen digitale Tools wie Nachbarschaftsplattformen?
- Mit welchen innovativen Methoden lassen sich soziale Begegnungen, Interaktionen, Vernetzungen, Routinen und Narrative erforschen?
- Welche Bedeutung haben Formate der kollaborativen transdisziplinären Zusammenarbeit auf Quartiersebene (z.B. Labore sozialer Innovation) für die Stadt- und Quartiersentwicklung?
- Wird die Bedeutung der Quartiersebene von Wissenschaft, Politik, Planung und zivilgesellschaftlichen Akteuren in all den oben genannten Punkten und Fragen nicht inzwischen deutlich überschätzt?
Chair: Susanne Frank, Sabine Weck
Große Städte gelten als Hauptschauplätze des ökonomischen und sozialen Wandels im Zeitalter des kognitiven Kapitalismus. Sie sind Taktgeber der Wissensgesellschaft und Inkubatoren von technischen und sozialen Innovationen. Zugleich spitzen sich dort die sozialen Konflikte und Widersprüche zu. Die enorme Attraktivität der Städte als Wirtschafts- und Wohnstandort – ersichtlich in einer dynamischen Ausweitung der lokalen Arbeitsmärkte und einem starken Bevölkerungszuwachs während der vergangenen Jahre – stößt aktuell immer mehr an physische und soziale Grenzen. Die Verknappung von Bauland und preisgünstigen Wohn- und Gewerbeflächen in vielen Stadtregionen zeugt von den Schwierigkeiten, der expansiven Nachfrage nach urbaner Produktion und urbanem Wohnen gerecht zu werden. Vielerorts stoßen Vorhaben der Nachverdichtung, der Stadterweiterung und des infrastrukturellen Ausbaus auf starke Vorbehalte der Bevölkerung. Lange Planungsverfahren, aber auch die in vielen Städten nach wie vor angespannte kommunale Finanzsituation erschweren den geforderten ökologischen und sozialen Stadtumbau.
In dieser Session wird den Erscheinungsformen, Ursachen und Wirkungen des urbanen Wandels sowie den sich dynamisch ändernden Voraussetzungen für raumplanerisches Handeln nachgegangen, das sich dem Ziel der Nachhaltigkeit verpflichtet sieht. Gesucht werden Beiträge, die die grundlegenden Tendenzen aktuellen urbanen Wandels bzw. die derzeitigen Möglichkeiten und Grenzen raumplanerischer Interventionen auf lokaler Ebene diskutieren. Mögliche Themen sind:
- Entwicklung von Wohnungsmärkten und Perspektiven kommunaler Boden- und Wohnungsmarktpolitik,
- Prozesse der Reurbanisierung und ihr mögliches Übergehen in eine neue Phase „post-fordistischer“ Suburbanisierung,
- Prozesse des sozialen Wandels in Städten und neue Formen sozialorientierter Stadtpolitik,
- Herausforderungen schrumpfender Städte, insbesondere mit Blick auf urbane Infrastrukturen,
- Stadtumbau als Beitrag zu Strategien der Klimaanpassung auf lokaler Ebene – Konzepte und Instrumente,
- Kommunale Strategien im Umgang mit Akzeptanzdefiziten städtischer Planung und neue Governance-Modelle partizipativer, mobilisierender Planung.
Chair: Stefan Siedentop, Johann Jessen
„Räume nach Corona neu denken – wird das Verhältnis von Stadt und Land neu justiert?“
Die aktuelle Diskussion zur Raumentwicklung neigt zu Extremen: Auf der einen Seite ist von Schwarmstädten und einer neuen Aktivität der Städte, insbesondere der Großstädte, die Rede, auf der anderen Seite prägt die Diskussion um abgehängte Regionen – meist sind strukturschwache ländliche Räume gemeint – die politische Auseinandersetzung. Je nachdem, wer sich äußert, wohnt die Mehrheit der Deutschen auf dem Land oder in der Stadt und ist jeweils benachteiligt oder braucht verstärkte Aufmerksamkeit. Diese schlichte Gegenüberstellung von Stadt und Land ist jedoch wenig hilfreich für die Konzipierung differenzierter, nachhaltiger Strategien der Raumentwicklung.
Es ist offenkundig, dass sich Deutschland und Europa insgesamt sehr heterogen entwickeln – wachsenden, teilweise auch überlasteten Räumen stehen schrumpfende, oft dünner besiedelte und periphere Räume gegenüber. Allerdings ist keine klare Grenze zwischen „Stadt“ und „Land“ zu ziehen: Zu den prosperierenden Räumen gehören auch zahlreiche ländliche Räume ohne größere Städte, während viele mittlere und größere Städte, die den industriellen Strukturwandel immer noch nicht vollständig bewältigt haben, weiterhin vor großen Herausforderungen stehen. Nun scheint die Siedlungsstruktur durch die Corona-Pandemie in „Schwingungen“ zu kommen. Gelegentlich wird in den Medien schon von einem „Ende der Städte“ gesprochen und „dem Land“ eine leuchtende Zukunft vorhergesagt. Bewirkt Corona also neue Muster der Raumentwicklung oder kehrt nach der Pandemie die Normalität der bekannten Raumentwicklungsmuster zurück?
In diesem Track sind empirische-analytische und konzeptionelle Beiträge aus Deutschland, aber auch aus Ländern, die besonders unter der Pandemie leiden, willkommen. Welche Trends der Raumentwicklung – auch unter dem Blickwinkel der Digitalisierung – oder sich andeutende Strukturbrüche bei Bevölkerung, Arbeitsmarkt, Wirtschaft, Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sowie Infrastrukturen in der Daseinsvorsorge lassen sich – bei aller Vorsicht – erkennen und erklären? Bei den Analysen ist auch der Aspekt der räumlich-funktionalen Arbeitsteilung mit in den Blick zu nehmen, wobei mögliche Auswirkungen der Pandemie eine besondere Rolle spielen sollten.
Dieser Track erwartet qualifizierte Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, die sich theoretisch und empirisch mit diesen grundlegenden Fragen auseinandersetzen. Dabei sollte auch Bezug auf die Leitvorstellung „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ bzw. das europäische Leitbild der Territorialen Kohäsion genommen werden.
Es kann sowohl auf das Wirken der formellen Raumordnung als auch informeller Planungsformen sowie auf Strategien der Regionalentwicklung eingegangen werden. Dabei sollte auch berücksichtigt werden, wie die Akteure der Raumordnung und Raumentwicklung mit welchen Strategien und Maßnahmen auf die aktuellen Entwicklungen in Folge von Corona reagieren. Inhaltliche Schwerpunkte der Betrachtung können der demographische Wandel, die Wirtschaftsentwicklung, die Lebensqualität – auch unter Berücksichtigung subjektiver Einschätzungen -, die Ausstattung mit Einrichtungen der Daseinsvorsorge sowie der technischen und sozialen Infrastruktur, aber auch methodische Ansätze zur Planung und Raumentwicklung sowie neuartige Governance Strukturen sein. Willkommen sind ebenso innovative Beiträge zur Methodik der Raumbeobachtung.
Chair: Rainer Danielzyk, Axel Priebs, Markus Eltges
Die derzeitige Raumentwicklung in Europa steht vor vielfältigen Herausforderungen, darunter den Prozessen des Klimawandels und des Übergangs der Wirtschaft zur innovationsbasierten Wirtschaft, insbesondere der Entwicklung der Industrie 4.0. Diese Prozesse haben bereits klare räumliche Demonstrationen erhalten und werden in ganz Europa deutlich sichtbar sein. Der Rat der EU hat am 9. April 2019 Schlussfolgerungen veröffentlicht, in denen er sich mit der Notwendigkeit befasst, diese Entwicklung in umfassenden Politiken auf verschiedenen Ebenen der Entwicklungspolitik in Europa zu berücksichtigen. Die Papiere werden auf diesem Track begrüßt die das Thema des Zusammenspiels zwischen der Reflexion globaler Trends und lokalen / regionalen spezifischen Herausforderungen in umfassenden Politiken behandeln.
Chair: Karsten Zimmermann, Maros Finka
Um einen Sustainability Turn zu vollziehen, bedarf es eines grundsätzlichen Überdenkens normativer Orientierungen, Instrumente und Handlungsweisen räumlichen Planens. Den etablierten Rahmen des eigenen Denkens zu verändern, erfordert auch die Perspektive zu verändern, denn die bisherigen Sichtweisen und bekannte Ansätze haben nicht zu befriedigenden Lösungen geführt. Nicht nur das Ziel, sondern auch der Weg dorthin ist zu hinterfragen.
Im Track Planungstheorie werden theoriegeleitete Ansätze zur Beschreibung, Erklärung und Konzeption einer veränderten Planung für eine nachhaltige Entwicklung diskutiert. Dabei rücken veränderte raumbezogene Politiken, Akteurs- und Governance-Arrangements ebenso in den Blickpunkt wie neue Formen der Kommunikation und Partizipation. Zudem gilt es, die planerischen Beiträge für eine nachhaltige Raumentwicklung planungstheoretisch zu reflektieren und dahinterliegende Werte und Orientierungen zu analysieren.
Willkommen sind sowohl Beiträge, die den Wandel der Planung mittels Fallstudien empirisch-analytisch reflektieren und auf ein besseres Verständnis der Planungspraxis abzielen als auch solche, die konzeptionelle Ansätze zur Weiterentwicklung von Planungstheorien und damit mittelbar auch Handlungsanleitungen für die Planungspraxis zum Gegenstand haben.
Mögliche Themen umfassen:
- Legitimität und Rationalität von Planung für eine nachhaltige Raumentwicklung
- Neue Akteurs- und Governance-Arrangements
- Planerische Beiträge zur Nachhaltigkeit
- Strategische Planung und Emergenz
- Wandel von Planungskulturen
- Alternative Theorien in und von der Planung
Chair: Thorsten Wiechmann, Martin Sondermann
Nachhaltige Verkehrsentwicklung ist ein wichtiges Forschungs- und Handlungsfeld der Raumplanung und Raumforschung. Dies schließt eine große Bandbreite von Themen ein: die Verlagerung vom MIV auf aktive Mobilität und den ÖPNV (möglichst autofreie Multimodalität), den Klimaschutz, die Minderung von Lärm-, Schadstoffemissionen, die Teilhabe an Mobilität und den Zugang zu sozialen und ökonomischen Aktivitäten, neue Mobilitätsangebote in der ‚Mobility as a Service‘ (MaaS), die gerechte Verteilung von Belastungen durch den Verkehr, die effiziente Abwicklung des Verkehrs, die Abstimmung von städtebaulichen Strukturen und Verkehrsangeboten, die Verbesserung der Verkehrssicherheit, und viele mehr. Eine wachsende Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der zunehmenden Automatisierung und Vernetzung zu.
Gleichzeitig ist in den letzten Jahrzehnten immer deutlicher geworden, dass die Konzepte einer nachhaltigen Verkehrspolitik und -planung nur punktuell erfolgreich waren und von vielen gegenläufigen Trends und Wirkungen begleitet werden – größere und schwerere Pkw, längere Fahrten, höhere Geschwindigkeiten haben die technischen Entwicklungen durch Rebound-Effekte (über)kompensiert. Kurz gesagt: Technische Lösungen haben bislang keinen Erfolg gezeitigt, weil die Mobilitätsmuster nicht-nachhaltiger geworden sind.
Methodisch rigorose Evaluationsstudien zu Verkehrskonzepten sind rar. Für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung ist deshalb ein besseres Verständnis der Mobilitätsentwicklung von großer Bedeutung. Dies schließt nicht nur den Verkehr auf der lokalen (und zunehmend der regionalen) Ebene ein, sondern auch den wachsenden Fernverkehr auf der interregionalen und internationalen Ebene. Diese Verflechtungen sind zudem hochgradig räumlich, ökonomisch und sozial differenziert.
Wir suchen für unseren Track Beiträge
- die sich, basierend auf einer systematischen Methodik, den Themen einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung in einer räumlich, sozial und/oder ökonomisch differenzierten Perspektive widmen;
- sowohl qualitative als auch quantitative (oder kombinierte) Ansätze sind willkommen.
- Besonderes Augenmerk soll auf längsschnittorientierten Ansätzen (z.B. Trendstudien, wiederholte Querschnitte oder Panelstudien) oder Szenarien über „neue“ Entwicklungen liegen, die relevante Entwicklungen nachzeichnen und die jeweiligen raumzeitlichen Kontexte der Verkehrsentstehung beachten.
Bezogen auf die zunehmenden Ambivalenzen und Widersprüche innerhalb des Kontextes des gesellschaftlichen und technologischen Wandels sind wir an der politisch-planerischen Steuerbarkeit zum einen der Verkehrspolitik und zum anderen des Mobilitätsverhaltens interessiert.
Chair: Christian Holz-Rau, Joachim Scheiner
Untersuchungen - Strategien - Umsetzung - Evaluation
Grüne und blaue Infrastruktur (GI) wird zunehmend als wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung von Städten und Regionen angesehen. Allerdings wird urbanes Grün und Gewässer bislang nur unzureichend im Rahmen lokaler Entscheidungsfindungsprozesse berücksichtigt, wenn es zum Beispiel um Ökosystemdienstleistungen geht. Auf der einen Seite beobachten wir eine Verschlechterung oder sogar Zerstörung des städtischen Grüns und der Gewässer, auf der anderen Seite wird aber auch vielerorts neue grüne Infrastruktur realisiert, die auf eine Verbesserung von Lebensqualität und Ökosystemdienstleistungen abzielen. Wir laden Forscher und Praktiker ein, zu diesem Thema beizutragen, basierend auf ihren empirischen oder praktischen Erfahrungen, die mindestens eines der folgenden Themen ansprechen:
- Bewertung der Ökosystemleistungen von urbanem Grün / GI
- Urbanes Grün / GI und Klimawandel
- Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Relevanz von Urbanem Grün / GI
- Neue Trends in der Entwicklung von Urbanem Grün / GI
- Planung und Steuerung von Urbanem Grün / GI
- Partizipative Ansätze bei der Entwicklung von Urbanem Grün / GI
- Finanzielle Aspekte des Managements von Urbanem / GI
- Urbane Flüsse - Ausgangspunkt für die blau-grüne Entwicklung / GI
- Siedlungswasserwirtschaft - Chancen für eine grüne Infrastruktur / GI
- Vom Dach bis zur Straße – Blau-grüne Planungsstrategien in verschiedenen Planungsbereichen (GI)
Chair: Dietwald Gruehn, Mathias Kaiser
Die Welt im Wandel ist eine zentrale Herausforderung für Raumplanung / -forschung. Insbesondere der Klimawandel erfordert im Zusammenspiel mit dem demographischen Wandel die Anpassung und Transformation städtischer Strukturen und Systeme. Die Gleichzeitigkeit von Wachstum und Schrumpfung, Alterung und Heterogenisierung der Gesellschaft wirken sich ebenso wie Landnutzungsveränderungen auf die Folgen des Klimawandels auf unterschiedlichen Maßstabsebenen aus. Damit erlangt der etablierte Belang des § 1 Abs. 6 Nr. 1 BauGB („die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse“), der auf die Vermeidung von gesundheitsbelastenden Faktoren durch räumliche Planung abzielt, eine neue Bedeutung. Zunehmend werden aber auch Fragen nach Lebensqualitäten in urbanen und ländlichen Räumen aufgeworfen. Damit geht ein umfassendes Verständnis von Gesundheit einher, wie es in der Ottawa Charta der WHO (1986) festgehalten ist und das Aspekte von Gesundheitsförderung einbezieht. Für eine integrierte Betrachtung dieser Herausforderungen ist somit eine Kooperation von Akteuren aus Raumplanung / –forschung u. a. mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst / Public Health gefragt.
Dabei geht es zum einen um eine evidenzbasierte Planung urbaner Räume und zum anderen um die Etablierung neuer Kooperationsmodi und deren instrumentelle Implementation in politisches und Verwaltungshandeln im Rahmen von Transformationsprozessen. Hier spielen sowohl formelle Instrumente der räumlichen Planung als auch neue informelle Ansätze eine zentrale Rolle. Sie können einen wichtigen gestaltenden Beitrag zu einer nachhaltigen Lebensqualität und sozial- und umweltbezogener Gerechtigkeit von Lebensbedingungen der Bevölkerung leisten.
Der Track soll sich dem inter- und transdisziplinären Austausch zwischen Akteuren aus Wissenschaft und Praxis dienen und aktuelle Erkenntnisse zur Diskussion stellen. Es sind Beiträge zur Anpassung an den Klimawandel und zur Gesundheit in der räumlichen Planung willkommen. Besonders erwünscht sind dabei Ansätze, die die Zusammenhänge zwischen den beiden Themen in den Fokus rücken.
Chair: Stefan Greiving, Sabine Baumgart